Lost Places (verlassene Orte) üben auf viele Fotografen eine magische Anziehung aus. Doch was erzeugt genau diese Anziehungskraft, die einen an diese Orte führt? Und vor allem, worin liegt der Reiz, diese zu fotografieren? Und welche Tipps gibt es?
Wenn man in die Runde frägt, was denn der Schlüsselreiz zur Lost-Places-Fotografie ist, erhält man Antworten wie …
“das Geheimnisvolle” – “das Unbekannte” – “das Vergangene” – “die Geschichte des Gebäudes” – “das Fotografieren & die Motive” – “das Historische im zeitlichen Kontext” – “das Erkunden” – “das Dokumentieren des Vergehenden” – “das Verbotene” – “das Abenteuer” …
Diese Punkte treffen bei uns allen sicherlich mal mehr, mal weniger im Zusammenspiel zu. Und egal, welche Aspekte Euch motivieren, ein paar Tipps für die Lost Places Fotografie, teile ich hier gerne.
5 Tipps für das Fotografieren von Lost Places
Tipp 1: Die Ausrüstung – was ihr dabei haben solltet
Es klingt banal, aber ihr solltet natürlich Eure Kameraausrüstung vorab gründlich vorbereiten. Denn im Inneren von Lost Places ist es überwiegend dunkel und staubig. Daher ist mein Kamerarucksack so gepackt, dass ich auch “blind” alles vor Ort finde. Denn den Rucksack am Boden abzulegen, empfiehlt sich nicht (Staub, Dreck,…)
Meine persönliche Checkliste
– Kamera, Stativ, Weitwinkelobjektiv und (leichtes Tele -> sellten im Einsatz)
– Volle Akkus (Langzeitbelichtungen fordern die Akkus)
– Fernauslöser (verhindert Verwackeln bzw. man steht nicht im eigenen Bild)
– Schnelle Speicherkarten (helfen beim Bearbeiten der Langzeitbelichtungen)
– Taschenlampe und Stirnlampe (gut in engen Gängen)
– Warme, strapazierfähige Kleidung (Outdoor, Bergkleidung)
– Feste Schuhe (Glas, Nägel,…)
– Essen & Trinken (denn in Lost Places gibt es keine Kantine und sie liegen meist weitab 😉 )
– Vollgeladenes Handy (für Notfälle unabdingbar)
Tipp 2: Das Erkunden (vor ab) und Betreten
Es empfiehlt sich nicht ungeplant und spontan ein Lost Place zu betreten. Auf Google Maps lassen sich Gelände und Lage meist gut vorab einschätzen. Auch lohnt es sich, sich in Foren über den gegenwärtigen Zustand (Sicherheit) und die Situation (Wachdienst?) des Objekts auszutauschen.
Tipp 3: Fotografieren und die richtigen Kameraeinstellungen
Wichtig ist, dass ihr Euren fotografischen Stil für die Lost Places Fotografie findet. Der Schlüssel ist es, beim Fotografieren “Licht” in das Dunkle der Lost Places zu bringen.
Viele schwören auf den HDR Look (den ich so nicht mag) – der aber helle Bereiche in Euren Fotos schafft, die man sonst so nicht sehen würde. Ich hab auch schon kleine entfesselte Blitze (+ Farbfolie) als Lichtquellen benutzt, um Licht an Stellen zu positionieren. Kleine akkubetriebene LED Lichter (die sich farblich anpassen lassen) wie z.B. von Ulanzi finde ich jedoch mittlerweile praktischer und vielseitiger.
Meine Haupttechnik um Licht zu erzeugen besteht aber darin, die Kamera im M-Modus einzustellen.
Ich nutze in der Regel Blende 18 (große Tiefenschärfe – aber dadurch wenig Licht), niedrige ISO Zahl (100 – dadurch hohe Details, kein Rauschen, weniger Licht). Und wie Ihr sicherlich erraten könnt, führt dies alles zur Verlängerung der Belichtungszeit. Daher setze ich ein Stativ ein. In Gebäuden komme ich in der Regel auf Belichtungszeiten von 10 – 30 Sekunden. Ein sicherer, verwacklungsfreier Stand (Stativ, Fernauslöser) ist daher das A und O.
Tipp 4: Rechtliches und der Urbexer-Ehrenkodex
Aus meiner Sicht hängen das Rechtliche und der Urbexer Ehrenkodex eng zusammen. Streng genommen begeht man mit dem Betreten eines Lost Places Hausfriedensbruch (Besitzstörungsklage). Von daher empfiehlt es sich auf Verbotsschilder zu achten.
Und im Weiteren kommt der Urbexer Ehrenkodex ins Spiel der besagt:
– Nichts beschädigen (und hierzu gehört für mich auch das Aufbrechen verschlossener Türen/Fenster)
– Nichts vor Ort verändern (um den nächsten ein ähnliches Erlebnis zu ermöglichen und den Ort zu erhalten)
– Nichts zerstören (um den nächsten ein ähnliches Erlebnis zu ermöglichen und den Ort zu erhalten)
– Nichts mitnehmen (um den nächsten ein ähnliches Erlebnis zu ermöglichen und den Ort zu erhalten)
– Wenn der Ort nicht wirklich bekannt ist (bzw. durch Führungen zugänglich) den Namen und Ortsangaben und Ortsangaben nicht frei posten (sondern mit Ersatznamen).
Denn leider wird ein Großteil der Lost Places mutwillig durch “Deppen” beschmiert und durch Brandstiftung zerstört. Hier kommt das Rechtliche absolut tragend ins Spiel. Wer sich an die oberen Punkte hält, muss sich zumindest diese Punkte nicht vorhalten lassen. Erfahrungsgemäß besser vor Ort einmal zu viel gefragt (Nachbarn, Wachdienst), als dass diese die Polizei rufen. Und oft bekommt man im Gespräch Infos zur Geschichte des Objekts, die man so nie gefunden hätte.
Tipp 5: Sicherheit geht vor
Bringt Euch selbst nicht unnötig in Gefahr. Immer wieder passieren leider tragische Unfälle. Achtet auf einsturzgefährdete Decken (Holz), die bereits schwingen oder durch eindringendes Wasser zerstört sind.
Geht nicht alleine in Gebäude (immer wieder trifft man dort auf die komischten “Bewohner” und Zeitgenossen – in diesem Fall ratsam keine Diskussion, andere Richtung einschlagen).
Gegenseitiges Vertrauen mit dem Tour-Buddy ist wichtig. Auch ein “hier fülle ich mich jetzt unwohl” ist mutiger als irgendwo hochzuklettern, was einem einem bereits von unten als unsicher erschien und um dann in einer vertrackten Situation zu landen.
Sicherheit geht immer vor – ansonsten viel Spaß bei Euren Erkundungen!
Zusatztipp: Interaktive Karte
Eine Übersichtskarte zu Lost Places ist hier zu finden.