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Rolleiflex – eine Kamera-Ikone: was ist beim Kauf zu beachten?

Rolleiflex Rolleicord franke Heidecke Rollei

Die Rolleiflex-Kamera ist eine ikonische TLR (Twin Lens Reflex) Kamera, die von der deutschen Firma Franke & Heidecke hergestellt wurde. Sie wurde erstmals im Jahr 1929 vorgestellt und gewann schnell an Popularität . Die Rolleiflex wurde in verschiedenen Varianten bis in die 2000er Jahre produziert und gilt für mich als eine der bekanntesten und ikonischten Kameras in der Geschichte der Fotografie. Doch was gilt es beim Kauf einer Rolleiflex Kamera zu beachten?


Das Prinzip der Rolleiflex – zwei Objektive

Die Rolleiflex-Kamera war eine Mittelformatkamera, die ursprünglich für Rollfilm im Format 6×6 cm (Model 610 Prototyp) entwickelt wurde. Spätere Modelle konnten auch andere Filmformate (4×4 – Babyrolleiflex) verwenden.

Die Kamera verfügte über zwei übereinanderliegende Objektive: Das obere Objektiv wurde für die Betrachtung und Fokussierung verwendet, während das untere Objektiv das Bild auf den Film projizierte. Dieses Design ermöglichte es dem Fotografen, das Bild über eine aufklappbare Mattnetzsuche im oberen Teil der Kamera zu betrachten, während er das untere Objektiv zur Aufnahme des Bildes verwendete.

Rolleiflex 3.5F mit Carl Zeiss Objektiv. An der Frontseite fehlt die Belederung (noch ein kleines Bastelprojekt)

Geschichte der Rolleiflex

Die ursprünglichen zweiäugigen Rolleiflex-Kameras wurden von der deutschen Firma Franke & Heidecke hergestellt. Das Unternehmen wurde 1920 von Paul Franke und Reinhold Heidecke gegründet und hatte seinen Hauptsitz in Braunschweig, Deutschland. Die ersten Rolleiflex-Kameras wurden ab 1928 (als Model 610 – Auflage 10 Stück) produziert und waren bahnbrechend für ihre innovative TLR (Twin Lens Reflex) Konstruktion.

Die Produktion der Rolleiflex-Kameras wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt. Die Kameras wurden in den Jahren nach dem Krieg immer beliebter, insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren. Franke & Heidecke entwickelte und verbesserte kontinuierlich ihre Kameras, indem sie neue Modelle und Funktionen einführten. Auch günstigere Modelle (in abgespeckter Ausführung) wurden unter dem Namen Rolleicord (bereits seit 1932) angeboten.

Rolleicord und Rolleiflex – die technische Ausstattung der Rolleiflex bietet zusätzlich einen Belichtungsmesser, eine Tranportkurbel und mehr Feinheiten in den mechanischen Einstellungen (Belichtung, Blende, ASA/ISO)


Im Jahr 1962 erfolgte eine Umfirmierung des Unternehmens zu Rollei-Werke Franke & Heidecke GmbH, wodurch der Markenname „Rollei“ entstand, der eng mit der Rolleiflex-Kamera verbunden ist. In den folgenden Jahrzehnten wurden verschiedene Modelle der Rolleiflex-Kamera produziert, darunter die berühmten Modelle wie die Rolleiflex 2.8F und die Rolleiflex 3.5F.


In den 1970er und 1980er Jahren sah sich Rollei mit zunehmendem Wettbewerb durch japanische Hersteller konfrontiert, die preisgünstigere Kameras anboten. Das Unternehmen musste mehrere Veränderungen durchlaufen, darunter die Verlagerung der Produktion nach Singapur in den 1970er Jahren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Rolleicord mit Schneider-Kreuznach Objektiv 3.5

Leider geriet Rollei in den 2000er Jahren in finanzielle Schwierigkeiten und musste Insolvenz anmelden. Die Produktion der Rolleiflex-Kameras wurde eingestellt, und die Marke wechselte mehrmals den Eigentümer. Heutzutage gibt es einige Unternehmen, die unter dem Namen „Rollei“ Kameras und Fotozubehör herstellen, jedoch nicht direkt mit der ursprünglichen Firma Franke & Heidecke verbunden sind. Rolleiflex-Kameras werden noch immer als Manufakturkameras hergestellt und als Einzelstücke vertrieben.

Bekannte Fotografen nutzten die Rolleiflex


Die Rolleiflex-Kamera war bekannt für ihre hochwertige Verarbeitung, ihre präzise Mechanik und ihre scharfen Objektive. Sie wurde häufig von Straßen- und Dokumentarfotografen eingesetzt, da sie diskret war und eine einfache Bedienung ermöglichte. Die Kamera ermöglichte es Fotografen, ihre Kompositionen präzise umzusetzen (Architekturfotografie) und eine beeindruckende Bildqualität zu erzielen.

Kein Wunder also, dass viele berühmte Fotografen die Rolleiflex-Kamera benutzten, darunter Diane Arbus, Richard Avedon, Robert Capa, Vivian Maier, F.C. Gundlach und Lee Miller. Ihre Bilder werden sehr oft mit Rolleiflex-Kameras assoziiert und nicht selten avanziert die Kamera zum Motiv selbst.

Eines der bekanntesten Motive ist der junge James Dean (von Roy Schatt in den Straßen von New York fotografiert, James Dean wurde später ebenfalls zum Rolleiflex-Fotografen) und zeigt ihn mit einer Rolleiflex.

Die Rolleiflex-Kamera hatte von daher einen bedeutenden Einfluss auf die Geschichte der Fotografie und wird auch heute noch von vielen Liebhabern der analogen Fotografie geschätzt. Ihre einzigartige Funktionalität und ihr charakteristisches Erscheinungsbild haben sie zu einem zeitlosen Symbol für klassische Fotografie gemacht. Und von daher darf sie eigentlich in keiner analogen Kamerasammlung fehlen.

So the thing that’s beautiful about the Rolleiflex is that I open the camera up from the top and put my face in and that the camera’s all about composition and all about light.

Matthew Modine (Actor)

Die technischen Details der Rolleiflex


Die technischen Details der verschiedenen Modelle der Rolleiflex können je nach Modell und Produktionsjahr variieren. Beim Kauf einer Rolleiflex Kamera sollte man daher beachten, dass die Ausstattung zum Teil (je nach Modellreihe) sehr unterschiedlich sein kann.

Hier sind einige allgemeine technische Daten, die für viele der populären zweiäugigen Rolleiflex-Modelle gelten:

Filmformatursprünglich 4×4 dann 6×6 cm Mittelformat (später wurden auch Modelle für andere Formate wie 6×4.5 cm oder 6×7 cm entwickelt).
ObjektivDie Rolleiflex-Kameras waren mit verschiedenen Objektiven ausgestattet, die von Carl Zeiss oder Schneider-Kreuznach hergestellt wurden. Beliebte Objektive waren beispielsweise das Zeiss Planar oder das Zeiss Tessar. Die Brennweite variierte je nach Modell und Objektiv, typischerweise im Bereich von 75 mm bis 80 mm. Die Objektivblenden lagen je nach Güte der Linsen zwischen 2.8 und 4.0.
VerschlussDie Rolleiflex-Kameras hatten einen zentralen Verschluss, der in der Regel Verschlusszeiten von 1 bis 1/500 Sekunden ermöglichte. Einige Modelle hatten auch längere Belichtungszeiten bis zu 1 Sekunde und B (Bulb)-Modus für Langzeitbelichtungen. Zum Einsatz kamen unter anderen die Zentralverschlüsse Synchro Compur und Compur Rapid.
FokussierungDie Fokussierung erfolgte manuell über eine Drehung des Fokussierrings am Objektiv. Die Scharfeinstellung konnte über eine Mattscheibe in der Kamera oder über eine Lupe überprüft werden.
BelichtungsmessungDie meisten Rolleiflex-Modelle hatten in der Regel oft keine integrierte Belichtungsmessung. Die Belichtungseinstellungen mussten manuell basierend auf Erfahrung oder externen Belichtungsmessern vorgenommen werden. Einige Modelle besitzen jedoch einen integrierten Belichtungsmesser (was an den unter dem Logo angebrachten Sensoren zu erkennen ist).
FilmtransportDer Film wurde in eine spezielle Filmspule eingelegt und dann mittels einer Kurbel (Rolleiflex) oder eines Drehrads (Rolleicord) transportiert
ZubehörDie Rolleiflex-Kameras hatten (je nach Model) verschiedene Zubehöroptionen wie Wechselobjektive, Filter, Aufstecksucher, Fernauslöser und Blitzgeräte.

Worauf ist beim Kauf einer gebrauchten Rolleiflex Kamera zu achten?

Beim Kauf einer gebrauchten Rolleiflex-Kamera gibt es einige wichtige Punkte, auf die du achten solltest, um sicherzustellen, dass du ein qualitativ hochwertiges und funktionstüchtiges Exemplar erhältst. Hier sind einige Aspekte, die du berücksichtigen solltest:

  1. Zustand des Gehäuses: Überprüfe den Zustand des Gehäuses auf sichtbare Schäden wie Kratzer, Dellen oder Abnutzungserscheinungen. Stelle sicher, dass alle Knöpfe, Schalter und Hebel ordnungsgemäß funktionieren und sich leicht bewegen lassen.
  2. Objektive: Überprüfe den Zustand der Objektive auf Kratzer, Schimmel oder andere Beschädigungen. Achte auf eine reibungslose Fokussierung und Blendensteuerung. Überprüfe auch den Zustand der Linsen auf Anzeichen von Staub oder Fungus.
  3. Verschluss und Belichtung: Teste den Verschluss auf alle verfügbaren Verschlusszeiten, um sicherzustellen, dass er gleichmäßig und korrekt funktioniert. Überprüfe auch die Belichtungsmessung (falls vorhanden) und andere Belichtungskontrollen.
  4. Filmtransport: Teste den Filmtransportmechanismus (bei offener Kamera), um sicherzustellen, dass er einwandfrei funktioniert. Achte darauf, dass der Film ordnungsgemäß transportiert wird und das Zählwerk korrekt funktioniert.
  5. Sucher und Mattscheibe: Überprüfe den Sucher und die Mattscheibe auf Kratzer, Beschädigungen oder Verschmutzungen. Stelle sicher, dass du das Bild klar und scharf sehen kannst. Lässt sich der Lichtschacht + Lupe einwandfrei ausklappen?
  6. Zubehör: Überprüfe, ob alle Zubehörteile, die normalerweise mit der Kamera geliefert werden, vorhanden sind, wie z.B. Objektivdeckel, Trageriemen, Filter oder Belichtungsmesser.
  7. Seriennummer und Produktionsjahr: Überprüfe die Seriennummer der Kamera und recherchiere das entsprechende Produktionsjahr, um festzustellen, welches Modell und welche Ausführung du kaufst. Und Achtung solltest du keine Seriennummer in den entsprechenden Verzeichnissen finden sei skeptisch (denn nicht alles, das wie eine Rolleiflex aussieht ist eine orginal Rolleiflex, sondern kann manchmal auch ein umgebauter chinesischer „Nachbau“ sein). Auf der Webseite des Rolleiclubs kannst du die Seriennummer abfragen.
  8. Kauf beim vertrauenswürdigen Händler: Wenn möglich, kaufe die Kamera bei einem seriösen Händler oder einer bekannten Plattform ( Zuverlässigkeit und Qualitätskontrolle sollten in Bewertungen gut sein). Kameras stammen oft aus der Schublade (Erbschaft) und ob sie funktionieren stellt sich erst nach dem ersten Filmtest heraus. Frage daher nach einer Garantie oder Rückgabemöglichkeit, falls Probleme auftreten.

Kostenlose Bedienungsanleitung Rolleiflex

Die Gebrauchsanweisung (Bedienungsanleitung) zur Rolleiflex 3.5F ist hier als PDF kostenlos zu finden.

Fazit zur Rolleiflex

Wer erstmalig eine Rolleiflex (oder Rolleicord) in der Hand hält, ist gleich von der Art und Weise des analogen Fotografierens (über den Lichtschacht suchen/fokusieren) und dem Ausrichten der Kamera fasziniert. Gute Kameras haben leider ihren Preis. Aber da die Ausstattungsvarianten breit gestreut sind, lässt sich manchmal schon ein günstiges „Einsteigerobjekt“ (wie z.B. eine Rolleicord) finden. Als analoge Kamera ist sie wirklich etwas besonderes und sollte von daher in keiner Kamerasammlung fehlen.

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