Vorneweg – Graufilter (Neutraldichtefilter ND) eröffnen ein breites Spektrum der Langzeitbelichtung (Long Exposure) und bieten viel Möglichkeiten mit Licht und Zeit zu spielen.
Neutraldichtefilter (ND Filter) bzw. Graufilter sind in verschiedenen Stärken, Ausführungen und mit unterschiedlichen Halterungen erhältlich. Die Bezeichnungen sind nicht immer ganz eindeutig und variieren von Hersteller zu Hersteller. Und die Suche nach dem richtigen Filter kann ganz schön verwirrend sein.
Aber nicht jeder ND-Graufilter ist für jeden Einsatz geeignet und die Auswahl an Bezeichnungen, Filtergrößen und Systemen ist gerade am Anfang mehr als verwirrend.
Im Artikel möchte ich Euch daher helfen, etwas Licht in das Thema zu bringen, damit ihr die für Euch bestgeeignete Auswahl treffen könnt.
Im ersten Teil gehen wir auf die unterschiedlichen Halterungen ein. Das klingt vielleicht banal, aber da Graufilter nicht gerade günstig sind, hilft Euch dieser kurze Exkurs eventuell Geld zu sparen. Gerade die ersten Filter die ich mir gekauft habe, würde ich so heute sicherlich nicht mehr kaufen (und mir das Geld in die „richtigen“ Filter investieren).
Generell gibt es zwei Varianten von Graufilter-Systemen
1: Schraubfilter mit Gewinde
Pro
- Passgenau und fest zu fixieren
- Sonnenblende kann genutzt werden
- Mehrere Schraubfilter können übereinander geschraubt werden.
- Meist aus hochwertigem Glas
Con
- Passen immer nur für eine Objektivgröße (Durchmesser)
- Bei starken Filtern musst du um nachzufokusieren, den Filter umständlich runterschrauben (Zeit/Aufwand)
- Gibt es nicht als Verlaufsfilter
2. Steckfilter im Filterhalter (mein Favorit)
Pro
- Als Verlaufsfilter erhältlich (warum dies ein Vorteil ist, später…)
- Können in ein Stecksystem eingeführt werden(beim Nachfokusieren einfacher zu entfernen)
- Drehbar (Verlaufshorizont kann horizontal, vertikal angepasst werden)
- Können für unterschiedliche Objektivgrößen gemeinsam genutzt werden (Anpassring)
- Können im Stecksystem gekoppelt (übereinander) genutzt werden
Con
- In der Verpackung etwas umfangreicher in der Fototasche (Ringe, System, Hüllen).
- Etwas teurer in der Anschaffung
Steckhalter und Filterhaltersystem am besten aus Metall
Mein erstes Steckfiltersystem hab ich mir (leider mal wieder) in einer billigen „China“-Version aus Plastik gekauft. Filter (optischer Müll) und der Plastik-Steckschlitten hat der ersten Einsatz nicht überstanden. Aber zumindest war mir dann klar, was optimiert werden muss.
Steckhalter (Metall)
Ich empfehle Euch daher den Kauf eines Metall-Steckhalters. Dieser lässt sich dann mit unterschiedlichen Metal-Up-Step Ringen (für unterschiedliche Objektivdurchmesser) ausstatten und bietet stabilen Halt.
Hier liefert z.B. Haida ein flexibles, robustes System mit (aus meiner Sicht) bestem Preis/Leistungsverhältnis.
Haida Filter (mein Favorit)
Und auch bei den Steckfiltern solltet ihr nicht sparen. Ich persönlich stehe hier auf die Glasfilter von Haida, die zusätzlich am Rand noch eine Gummierung für besseren Halt und optische Abdichtung haben. Außerdem kommen die Haidafilter in stabilen und robusten Metallboxen (optimaler Filterschutz).
Lee Filter (Steckfilter)
Die vielgelobten Lee-Filter sind aus meiner Sicht qualitativ gut, aber der hohe Preis ist in keinster Weise gerechtfertigt. So kam mein Verlaufsfilter (Plastik, aber optisch gut) mit Tasche – aber ohne Einsteckhülle. Diese habe ich mir dann selbst aus zwei Brillenputztüchern genäht. Ansonsten wäre es kaum möglich, diesen ohne Fingerabdrücke aus der mitgelieferten Tasche zu ziehen + bzw Staubschutz nach dem Einsatz -> Fehlanzeige.
Qualität von Filter und Objektiv
Generell gilt für den Einsatz von Graufilter bzw. ND-Filtersystemen – wie bei allen eingesetzten Filter kann das Stapeln von Filtern zu Vignettierung, Streulicht und einer Verringerung der Bildqualität führen. Natürlich ist dies abhängig von der Qualität des Objektivs bzw. der Qualität des eingesetzten Filters. Ein Weitwinkelobjektiv neigt bei Verwendung von gestapelten Filtern eher zu einer Vignettierung. Bei guten ND-Filtern (wie den Haida mit Gummierung) ist es unwahrscheinlich, dass beim Stapeln Reflexionen entstehen oder die Bildqualität beeinträchtigt wird.
Bei minderwertigen Filtern entstehen diese Probleme (Verzeichnung, Streulicht, Vignettierung) bereits bei einem Filter (wie bei meinen ersten Billig-Filtersystem, s oben).
Aber nun zur eigentlichen Kernfrage, welche Vorteile bieten ND- und Graufilter für das Fotografieren?
Lichtreduktion (Sonne/Gegenlicht)
Mit starken ND-Filtern (ND 1.8 und höher) könnt ihr direkt in die Sonne fotografieren. Die Lichtmenge wird reduziert (geblockt) und bei großer Blende (kleine Lichtmenge wird durchgelassen) könnt ihr eine hohe Tiefenschärfe und gewollte Blendensterne erzeugen.
Einfrieren von Bewegungen
Da Graufilter die Lichtmenge reduzieren könnt ihr damit pro aktiv die Belichtungszeit beeinflussen und so Bewegungen (Wasser) einfrieren bzw. belebte Plätze (Menschenmengen) verfließen lassen. Hier hilft euch wieder das Fotografische Dreieck bei der Beeinflussung von Blende/Zeit und ISO.
Verlaufsfilter oder Komplettfilter?
Komplettfilter spielen ihre Stärke bei vollem Sonnenlicht aus (Lichtreduktion für den gesamten Bildinhalt). Verlaufsfilter bieten gerade in der Kombination aus Lichtreduktion und dem Einfrieren von Bewegungen einen idealen Filter für den Einsatz zur blauen Stunde, der sich horizontal und vertikal im Stecksystem drehen bzw. verschieben lässt. Was ihr für euch präferiert müsst ihr ausprobieren. Ich persönlich finde Verlaufsfilter spannender – um, wie im gezeigten Bild, dem Nachthimmel die notwendige Lichtstimmung und Dramatik zu verleihen.
Aber wie bei allen technischen Hilfsmitteln gilt, sie unterstützen eure Bildideen. Daher gilt auch hier der Grundsatz “Kreativität vor Technik” 🙂 .
Viel Spaß beim Ausprobieren und ich hoffe euch mit diesem “untechnischen Beitrag” einen kleinen Einstieg in das Thema “Graufilter, ND-Filter” geben zu können.
Wenn ihr noch Fragen zum Thema habt, freue ich mich hier über euer Feedback.