In seinem Buch Für eine Philosophie der Fotografie setzte sich der tschechisch/brasilianische Medienphilospoh Vilém Flusser bereits Anfang der 1990er Jahre mit der Disruption der Welt der Fotografie und dem aufkommenden Internet auseinander.
Die Eckpfeiler Realität, Manipulation und kreative Deutungshoheit versus Technik und Appartur und der damit verbundenen “Apparatekritik”. Er beschreibt den Begriff Apparat als ein “das Denken simulierendes Spielzeug“.
Irgendwie erinnert mich das (zum wiederholten Male) an die aufkommende KI-Thematik in der Fotografie. Und eigentlich doch schön, dass wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen. Zeigt es uns doch, wie wichtig eine Authenzität in der Fotografie ist, nicht erst seit KI.
Die Demokratisierung der Apparate hat das Fotografieren nachhaltig verändert
Und das nicht erst jetzt, sondern im Übergang von der Analog- auf die Digitalfotografie Anfang der 2000er Jahe. Der Apparat (und im übertragenen Sinn Tools) hatten zweifellos einen großen Einfluss auf die Fotografie. Der Begriff “Apparat” bezieht sich hier auf die Kamera und andere technische Geräte, die bei der Aufnahme (bzw. Bearbeitung) von Fotos verwendet werden. Die Entwicklung von Kameras und fotografischer Technologie, bis hin zum digitalen Workflow, hat die Art und Weise, wie wir fotografieren, in den letzten 20 Jahren revolutioniert.
Durch den Apparat wurde und wird die Aufnahme von Bildern für jeden zugänglicher und einfacher. Früher waren Kameras sperrig und teuer, und die Entwicklung und das Drucken von Fotos waren zeitaufwendig. Mit der Digitalfotografie und der Verbreitung von Smartphones haben wir heute fast jederzeit eine Kamera zur Hand, und das Fotografieren ist schnell, bequem und kostengünstig geworden. Der Apparat hat die Fotografie demokratisiert und Menschen ermöglicht, ihre eigenen visuellen Geschichten zu erzählen, er hat aber auch zu einer Inflationären Bilderflut geführt.
Technik die treibende Kraft der Bilderstellung?
Dennoch spielt der Fotograf weiterhin eine entscheidende Rolle in der Fotografie. Die Technik des Apparats allein macht noch keine gute Fotografie aus. Der Fotograf ist dafür verantwortlich, die Komposition, Belichtung, Perspektive und den Moment festzulegen. Es ist der Fotograf, der die Entscheidungen trifft, welches Motiv er fotografiert, wie er es einfängt und wie er es interpretiert. Die persönliche Vision, das kreative Auge und die technischen Fähigkeiten des Fotografen sind ausschlaggebend für die Qualität und den emotionalen Gehalt eines Bildes.
Künstliche Intelligenz (KI) kann jedoch eine zunehmend wichtige Rolle in der Fotografie einnehmen. Durch den Einsatz von KI-Algorithmen können Bilder automatisch analysiert, verbessert und bearbeitet werden. KI kann beispielsweise bei der automatischen Erkennung von Gesichtern, der Optimierung von Belichtung und Kontrast oder der Entfernung von Bildrauschen helfen. KI-gesteuerte Bilderkennungssysteme können auch bei der Katalogisierung und Verwaltung großer Bildsammlungen unterstützen.
Wer steuert den Fotografieprozess? Technik oder Kreativität
Die Frage, inwieweit Kreativität oder Technik den Fotografieprozess steuern, ist sicherlich komplex. Kreativität und Technik sind (und waren) in der Fotografie eng miteinander verbunden. Technische Kenntnisse und Fertigkeiten ermöglichen es dem Fotografen, seine kreative Vision umzusetzen. Gleichzeitig kann die Technik auch die Kreativität inspirieren und erweitern, indem sie dem Fotografen neue Möglichkeiten und Werkzeuge zur Verfügung stellt.
Kreative Vision – persönlicher Ausdruck des Fotografen
Letztendlich bleibt die Kreativität des Fotografen jedoch der entscheidende Faktor. Technik und KI können unterstützen, verbessern und automatisieren, aber sie können die kreative Entscheidung und den persönlichen Ausdruck des Fotografen nicht ersetzen. Die kreative Vision, das Gefühl für den richtigen Moment und die individuelle Interpretation bleiben einzigartige Eigenschaften des Fotografen und machen seine Arbeit unverwechselbar.
Und um so mehr schätze ich das eigentliche Fotografieren, das uns die Möglichkeit gibt, uns direkt mit Hilfe eines Appartes, auszudrücken.
In diesem Sinne, sehen wir KI als “ein das Denken simulierendes Spielzeug”. Denn im Moment ist die KI nur so gut, wie der kreative Input des Menschen, der sie anleitet, Bilder (Fotografien) zu erzeugen.
Und den klassischen Fotos hat man im Zweifel viel Bedeutung beigemessen. Man denke an das Sieger Foto, den Fotoentscheid, das Blitzer-Foto und Detektive die heimlich aus dem Auto fotografierten, Irgendetwas zu irgendetwas zu beweisen. Was ist denn das noch wert, Wenn sich das jeder auf DALL-E zusammenklicken kann ??
Ja mit fällt auch auf, das vermehrt Bilder publiziert werden die aus der AI stammen (so letztens in einer Kameragruppe mit dem Hinweis “leider hab ich das Bild nur in geringer Auflösung (=AI liefert derzeit nicht HiRes) 😉
Spannend auch die neue PS BETA in der die AI in ausgewählte Bereiche Dinge reinrendert. Und da stimme ich dir zu – damit hat auch kein fotografiertes Bild (mit Exifdaten) einen Beweiswert, da ja alles zusätzlich integriert werden kann.