Kultur im Käfig

Der heutige Fotomittwoch ist einer Arbeit gewidmet die im Spätherbst vor dem Pandemie entstanden ist. Das Thema der symbolisierten Käfige ist leider gerade aktueller als ehedem. Irgendwie sitzen wir gerade alle in unserem persönlichem Käfig gefangen – auch wenn es zugegebenermaßen “goldene Käfige” sind.

Ausbruch - Topaz Bilderausstrom.com

An der Zeit, den Blick mal wieder auf die Kultur zu richten: Für Kulturschaffende hat sich die Lage leider nicht wirklich verbessert. Kultur findet gegenwärtig (so denn) unter 2GPlus – incl. FFP2 Maske, Abstand und 25% Belegung statt (Bedingungen von denen die Gastronomie im übrigen meilenweit entfernt ist). Kulturschaffende versuchen mit diesen Auflagen zurecht zu kommen, unter diesen Regelungen den Kulturbetrieb aufrecht zu erhalten. Leider entziehen sich diese Bemühungen um kulturelle Kontinuität – die Theater, Kinobetreiber, Museen, Galerien u.w. aktuell tagtäglich stemmen – weitestgehend der öffentlichen Wahrnehmung.

Im Fokus positionieren sich statt dessen selbsternannte “Spaziergänger”. Um ihre “Freiheit” besorgt – werden Auflagen, Recht und Ordnung – im Ego-Modus – wahlweise frei interpretiert, ignoriert oder auf Kosten der Freiheit der Mehrheitsgesellschaft missachtet.

Im Hintergrund werden diese “Schwurbel”-Spaziergänge und Fackelmärsche von den gleichen Demokratiezersetzern organisiert, unter dem bekannten, immer gleichen Framing zu Medien (“Systemmedien”), Regierung (“Coronadiktatur”) und Meinungsfreiheit (“Lügenpresse”). Und sind wir uns ehrlich – ob Pegida, GEZ-Gebühren oder nun Corona – diese Kräfte verfolgen eine tiefergehende Agenda im eigenen Interesse. Kultur wird darin nur, wenn überhaupt, eine sehr einseitige, gleichgeschaltete, folkloristische Rolle spielen.

Kultur braucht Freiheit – im wirtschaftlichen Sinne und im künstlerischen Sinne. Neben dem wirtschaftlichen Faktor der Kultur, der ihr ein kreatives, unabhängiges Agieren ermöglicht – zählt auch der Einfluß einer vielseitigen Kultur auf einen pluralistischen, gesellschaftlichen Konsens.

Von daher hoffen wir, dass es nach der Pandemie kulturell nicht ruhig wird.
In diesem Sinne – ich wünsche Euch einen schönen Mittwoch!


PS: Die wirtschaftliche Komponente (und Rolle als Arbeitgeber) des Kulturbereichs: Die Kultur trägt in der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung (Bruttowertschöpfung) in Deutschland 106,4 Milliarden Euro (Anteil am BIP: 3,1 Prozent/Stand 2019) bei. Damit lag die Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachen Wertschöpfung (vor der Pandemie) vor der chemischen Industrie, den Energieversorgern oder den Finanzdienstleister. Nur die Automobilindustrie erzielt mit 162,1 Milliarden Euro eine höhere Bruttowertschöpfung. (Quelle BMWI Wirtschaftsministerium 2019 – https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Branchenfokus/Wirtschaft/branchenfokus-kultur-und-kreativwirtschaft.html)

2 thoughts on “#fotomittwoch *085 – Ausbruch oder Aufbruch?

  • 12/01/2022 at 17:54
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    Danke für die Worte. Das Ärgerliche ist doch auch, dass ein Großteil der „Spaziergänger“ nie/selten die Kulturangebote in Anspruch nahmen, aber diesen Zustand hier unnötig in die Länge ziehen und die Kultur weiter hinabreißen. Vielleicht bin ich da etwas zu allgemein, mag sein, aber ganz so falsch liege ich da nicht, glaube ich

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    • 12/01/2022 at 20:47
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      Absolut. Das zieht alles in die Länge und bei manchen gerade kleineren Kulturbetrieben und Projekten hab ich die Befürchtung, das kann das finale Ende bedeuten. Positiv vielleicht, dass nun auffällt, dass das oft selbstverständliche (eine kleine Ausstellung hier, ein kleines Konzert dort) plötzlich fehlt. Und man es vermisst.

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