erfolgreiche Porträtfotografie - sieben Tipps

Portraitfotos können mit jeder Kamera gemacht werden, das ist klar. Ob Smartphone, Kompaktkamera oder professionelle DSLR bzw. spiegelellose DLR. Nahezu alle Kameratypen eignen sich dafür. Welche Tipps gibt es daher für die eigentliche für die Portraitfotografie?

Vorneweg, der eindeutige Vorteil einer DSLR oder spiegellosen Digitalkamera liegt neben der hohen Auflösung und den erweiterten Möglichkeiten der Einstellungen auch darin, Objektive wechseln zu können. Gerade der Aspekt der Einstellmöglichkeiten (Blende (Licht/Tiefenschärfe), ISO (Lichtstärke) und Zeit (Lichteinfall Belichtung, Bewegungsunschärfe) bieten eine hohe gestalterische Flexibilität in der Portraitfotografie.

Und auch zahlreiche Smartphones bieten bereits einen Portraitmodus, der immer besser in der Lage ist, elektronisch die Tiefenschärfe und Lichtzeichnung von DLRs/DSLRs zu immitieren

Doch gibt es neben der Technik noch andere Aspekte, die  den Ausschlag geben, warum manche Portraits einfach stimmiger sind? Welche Tipps helfen darüber hinaus, aus Portraits herausragende Portraits zu machen?

Portrait Tipp 1 – Der Diffusor: Lichtquellen besser „weich machen“

Sollte man daher in der Sonne fotografieren, um möglichst viel Licht zu bekommen? Ein klares „Nein“. Denn direktes, grelles Licht oder eine volle Sonne können unerwünschte dunkle Schatten werfen. Die Haut wirkt in der prallen Sonne schnell unnatürlich (Hautfarben), unvorteilhaft und „brennt“ aus. Und auch für das Model ist ein Blick in die pralle Sonne oft unangenehm und die Augen wirken „verkniffen“.

Und oft ist daher der Schatten der bessere Ort für Portraitfotos. Für den Standpunkt eines Portraits hilft es bei der Auswahl der Umgebung, ein weiches, diffuses natürliches Licht zu wählen. Dabei ist es egal, ob diese von einer künstlichen Lichtquelle stammt (Blitz, Dauerlicht) oder von einer natürlichen Lichtquelle (Fenster, Wandreflektion).

Sollte man dennoch in der Sonne fotografieren schafft hier ein Diffusor Abhilfe. Dieser zeichnet das Licht weicher, liefert je nach Diffusorstärke Schatten und verpasst der Haut einen schmeichelhafteren Ton.

Hinweis: Sind gewollt kantige, kräftige Charakter-Portraits gewünscht? Hier wäre der Gegenentwurf zum Diffusor hartes, direkt gerichtetes Licht und der Einsatz von Waben.

Das Bild wurde im starken, frontalem Sonnenlicht aufgenommen. Durch einen Diffusor wurde das Sonnenlicht “weich” gezeichnet.

Porrtait Tipp 2 Blende und Objektiv: Das Spiel mit der Tiefenschärfe

Ein 50-mm-Objektiv wird als Standardfestbrennweite gerne von vielen Porträtfotografen verwendet. Der erzeugte Blickwinkel schafft eine vertraute und für unser Auge gewohnte Szene.

Die Verwendung einer längeren Brennweite von 85 mm bis 200 mm erzeugt (je nach Objektiv und Qualität) ein stärkeres Bokeh (Hintergrundunschärfe). Was die Wirkung eines Portraits verstärkt, da der Hintergrund weichgezeichnet wird und der Fokus stärker auf die portraitierte Person gerichtet ist. Und auch die Nutzung einer Offenblende verstärkt diese Unschärfe zusätzlich.

Mit 200mm Brennweite und 2.8 Blende – an einem diffusem Tag – perfekte Portraitbedingungen für weiche Töne und Tiefenschärfe

Tipp 3 Blickwinkel: öfter mal die Position verändern.

Bilder können oft ganz anders wirken, wenn die Position geändert wird. Und bei allen Regeln gilt auch hier – lieber mal eine Regel brechen, um einen neuen Blickwinkel einnehmen zu können. Dynamik und Bildwirkung verändern sich oft stark, wenn man plötzlich von oben und aus einer tiefen Perspektive ein Portrait aufnimmt.

Tipp 4: Beleuchtung: es werde Licht nur wie?

Generell würde ich sagen zu dunkel ist nie besonders gut. Von daher habe ich mir immer angewöhnt, immer etwas Licht dabei zu haben – für den Fall der Fälle. Das Licht sollte frei beweglich sein, um je nach Bedarf weich (s. Diffusor) oder hart (Schatten) genutzt werden können. Den Blitz auf der Kamera würde ich eher immer „entfesselt“ nutzen – und schön ist auch die Kombination mit natürlich vorhandenem Licht. Nur wie gesagt zu dunkel – nie gut.

Blitzlicht (von vorne), Tageslicht (von oben Glasdach) und ein Min-LED-Licht im Wageninneren

Tipp 5 Story: ein bisschen Spannung

Was unterscheidet ein Portrait von einem reinen Headshot oder gar Bewerbungsbild? Ich würde sagen die Geschichte, die im Bild steckt. Und wie kommt eine Story zur Person ins Bild? Nun oft über Umgebung oder Ausstattung. Ein kleines Set an Ausstattungsstücken und Dekoelementen sollte von daher bei jedem Portraitshooting vorhanden sein. Oft wirkt ein Bild viel stärker, wenn eine Person einen Gegenstand in der Hand hält (Dynamik, Spannung, Kontext).

Doppelportrait mit Gegenstand – eine komplett andere Story

Tipp 6 Farbe: Stimmung durch Farben

Eine Portraitsituation kann oft durch Farben in einen ganz anderen Kontext gebracht werden. Kalte/kühle Farben wirken in der Bildstimmung eines Portraits  dramatischer und bedrohlicher. Während warme Farben eine Person harmonischer und angenehmer wirken lassen. Farbfilter (Blitzanlage, Scheinwerfer, Aufsteckblitze, Dauerlicht) können hier bereits beim Shooting die Wirkung des Portraits beeinflussen.

2 Farben im Portrait Dual Tone

Tipp 7: Postproduction: wann ist das Bild fertig?

Das Bild ist dann fertig, wenn es den eigenen Ansprüchen genügt. Oft hört man das Argument „was nicht fotografiert wurde, kann nicht nachgearbeitet werden“. Dem möchte ich vehement widersprechen. Oft gibt es Dinge die nicht unmittelbar fotografiert werden können. Und erst durch die Postproduction (Photoshop, Lightroom, …) kann die eigentliche Bildstimmung bzw. Idee vollendet werden.

Von daher, eine Person sollte nicht durch Filter unkenntlich gemacht werden, da stimme ich zu. Kleinere Makel (Haut) sollte jedoch bearbeitet werden, Farbwirkungen, Licht und Schattenverhältnis verstärkt werden.

Wie viel davon notwendig und wann ein Bild fertig ist? Das ist wiederum eine individuelle Entscheidung.


Extra-Tipp: weniger ist oft mehr und unser Auge ist träge, es möchte getäuscht werden. Wenn jedoch zu viel retuschiert und manipuliert wird, springt dies ins Auge – und wird als störend, bzw. „nicht echt“ empfunden. Und wirkt dann kontraproduktiv.

Tutorial: Beauty-Retusche Frequenztrennung

Hier geht es zur Portfolioseite “Portraitfotografie” auf Bilderausstrom

6 thoughts on “7 Tipps für die erfolgreiche Portraitfotografie

  • 23/07/2022 at 22:01
    Permalink

    Nun bin ich ja überhaupt kein Foto-Experte, aber „Tipp 5“ wirkt auf mich angenehm natürlich … also insbesondere auf der linken Seite

    Reply
  • 25/07/2022 at 10:50
    Permalink

    🙂 Das ist aber nur die technische Seite. Gut wenn man das Besprochene beherrscht, aber dann… meist oder fast immer arbeiten wir Normalo Fotografen ja mit Hobbymodellen. Die erste Frage ist: Wohin mit den Händen? Wie stehe ich vorteilhaft? Wie schaue ich ruhig/sexy/erotisch/wütend? Sitzt mein Haar? All das kommt erschwerend hinzu. Und ich denke, wer hier das Modell anleiten/in Stimmung bringen/vor allen Dingen beruhigen kann, der wird auch mit Erfolg belohnt. Abgesehen von dem Technikkram ist mir der PASSENDE AUSDRUCK zur dargestellten Geschichte/dargestelltem Bild das Allerwichtigste. Wie sich das auswirkt beweist Du hier mehr als eindeutig. Just my two Cent

    Reply
  • 18/09/2022 at 6:22
    Permalink

    Interessante Tipps.
    Langsam steige ich ein in die Portrait Fotografie.

    Reply

Kommentar verfassen