Diese Woche machte die AI-Midjourney wieder auf sich aufmerksam. Ein Fakebild von Papst Franziskus, im weißen, stylischen Anorak ging in Kürze auf allen Social Media Kanälen viral. Dass es ein Fake war, war den meisten, die es teilten, gar nicht aufgefallen.
Nun zeigt dies zum einen, dass AI-generated Bilder (wie von Midjourney oder Adobe Firefly, u.a.) immer präziser und realistischer werden. Es zeigt aber auch auf, dass die Überprüfung des Wahrheitsgehaltes von Bildern (gerade im Nachrichtenkontext) immer schwieriger wird. D.h. auch gefakte Bilder wandern schnell in die regulären Medienkanäle und werden als “wahr” weiterpubliziert.
Doch was ist notwendig einen solchen Fake zu erzeugen?
Wurden in bisherigen Deep-Fakes noch Personen durch Personen ersetzt bzw. in ein bestehendes Bild oder Video gemappt, so ist es mit der aktuellen AI noch viel einfacher Fake-Bilder zu erstellen. Das einzige was benötig wird, ist eine leistungsfähige KI/AI (wie beispielsweise Midjourney & Discord) und die richtig platzierten Prompts und Schlüsselbegriffe – schon entsteht das gewünschte Bild wie aus dem Nichts

Der Papst als “Styler” (auf The Verve), die AI Midjourney macht es möglich. Welchen Einfluss hat dies auf unsere Bildwahrnehmungen. Sind Nachrichten bisher nicht immer durch Bilder verifiziert?
Manipulierbare Medienrealität durch AI?
Und auch die scheinbare Verhaftung Trumps bzw. seiner Flucht vor der Polizei, ist schnell mit entsprechenden Bildern unterlegt bzw. “belegt” wie hier bei der BBC nachzulesen.



Was bedeutet dies aber letztendlich für die Fotografie und den Einsatz von AI in der Bildbearbeitung, Bilderstellung und schlussendlich der Bildmanipulation?
AI verändert die Fotografie schon heute
Ja, AI (künstliche Intelligenz) wird die Fotografie zweifellos verändern. AI wird in der Lage sein, viele Aspekte der Fotografie an manchen Stellen zu verbessern und zu automatisieren. Und hat sicherlich auch dadurch schon einen Einfluss darauf, wie wir fotografieren (ich denke hier an den automatischen Augenautofokus in der Canon R5, auf den ich nicht mehr verzichten möchte) und wie wir Fotografie als solches (Wahrheitsgehalt/Ästhetik) betrachten.
Zum einen wird AI die Bildbearbeitung noch weiter revolutionieren, indem noch leistungsstärkere Algorithmen zum Einsatz kommen, die das Bearbeiten von Bildern schneller und einfacher machen werden. Schon heute kann AI-basierte Bildbearbeitungssoftware (und fast jedes Smartphone) beispielsweise automatisch die Helligkeit, den Kontrast und die Farbsättigung optimieren, Rauschen reduzieren oder unerwünschte Objekte aus einem Bild entfernen. Für uns heute schon ein Selbstverständnis.
AI ist auch heute schon in der Lage, Kamerabewegungen und -einstellungen in Echtzeit zu analysieren, um automatisch die besten Einstellungen für das Bild zu wählen. Das bedeutet, Kameras und ihre AI-Technologieunterstützen schon heute, automatisch die besten Einstellungen für Belichtung, Fokus und Komposition zu wählen, um das bestmögliche Bild zu erzeugen. Auch das akzeptieren wir als selbstverständlich.

“The question isn’t who is going to let me; it’s who is going to stop me.”
“Die Frage ist nicht, wer mich lässt; es ist vielmehr die, wer wird mich aufhalten.“
AI basierte Technik – Fluch und Segen zugleich?
AI-basierte Bildanalyse- und Erkennungstechnologien können beispielsweise verwendet werden, um automatisch Gesichter und Objekte in Bildern zu erkennen und zu kategorisieren. Dadurch wird es möglich sein, Bilder schneller zu durchsuchen und zu organisieren. Das ist Fluch und Segen zugleich.
Erstellt uns unser Smartphone ungefragt einen Bilderrückblick auf Basis dieser Technologie empfinden wir dies als bahnbrechend und “schönen Service”.
Wird die selbe Technologie aber zur Überwachung und Kontrolle verwendet, beginnt dieses Bild sehr schnell zu schwanken. China kommt mir da in den Kopf – Überwachung der Bürger, vollständige Kontrolle und ein verordnetes Punktesystem. George Orwell 1984 lässt grüßen.

Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Bildmanipulation?
Von daher ist es nunmehr fast unumkehrbar – AI verändert die Fotografie und die Technik – aktuell und in einer Dynamik und Geschwindigkeit, die wir uns vor einigen Jahren kaum vorstellen konnten. Ähnlich wie die Geschwindgkeit der Digitalfotografie in den 2000er Jahren von vielen Herstellern und Fotografen unterschätzt wurde.
Und wiederum wird AI als Technologie neue Fragen aufwerfen, wie beispielsweise die ethischen Aspekte der Bildmanipulation und -verarbeitung. Wie können wir Manipulation und Bearbeitung erkennen?
Aber war dies bei Einführung der Digitalfotografie nicht ähnlich?
Brauchen wir eine Kennzeichnungspflicht bearbeiteter Bilder, wie sie in Frankreich seit 2017 seit dem 1. Oktober 2017 („Photoshop-Gesetz”: „photographie retouchée”) für digital retuschierte Fotos gilt?

Veränderungsphase unseres fotografischen Universums?
Was die Kennzeichnung von “Bildbearbeitung” angeht, ist die Technik hier nicht schon einen Schritt weiter? Verselbstständigt sich AI derzeit gerade schneller als uns lieb ist?
Vielleicht befinden wir uns mal wieder in einer Veränderungsphase unseres fotografischen Universums, wie es der Medienphilosoph und Kommunikationswissenschafter Vilem Flusser in “Für eine Philosophie der Fotografie” Anfang der 90er Jahre beschrieben hat. Schon damals sah er den Einfluss des Digitalen auf unsere Wahrnehmung und Realitätsebenen voraus. Was würde er wohl zur aktuellen Entwicklung sagen?
faszinierende Technik und gleichzeitig kreuzgefährlich in einer Zeit, wo die Menschen immer nur nach Bildern schauen und nicht mehr lesen… oder nicht mehr fragen
Ja über das Verselbstständigen mache ich mir auch Gedanken. Und such über die Geschwindigkeit, mit der sich das Ganze gerade entwickelt. Mal sehen wo die Reise hingeht.
AI-Fotografie. Für mich ein Widerspruch in sich.
AI ist wie der Replikator bei Startrek. Man sagt der Maschine, was man essen oder trinken möchte und hat nach ein paar Sekunden das gewünschte vor sich. Nur: mit Kochen hat das nix zu tun.
AI hat daher für mich nix mit Fotografie zu tun. Ich schreibe ein Script und erhalte das gewünschte Bild. Computergestützte Bilderstellung, aber sicher nicht zeichnen mit Licht.
Das die Ergebnisse oft real wirken ist richtig. Und das es einem Sorgen machen sollte, auch. Nicht nur im Hinblick auf Manipulation und Überwachung.
Es betrifft die Branche der Fotografie selbst.
Wo früher aufwendig Studios, Models und Fotografen gebucht und bezahlt werden mussten, genügt in Zukunft vielleicht Midjourney und ein gut erstelltes Script, um ein ansprechendes Werbebild zu bekommen.
Da wir die Uhren nicht zurück drehen können, ist es wichtig, sich Gedanken über den Nutzen und die Einordnung dieser Technologie zu machen. Und zwar rasch.
Da gebe ich Dir recht. Die fehlende Einordnung sehe ich auch kritisch. Im Moment steht das Ganze neben realer Fotografie auf einer Ebene – und so wie mit dem Aufkommen von 3D Composings vor einigen Jahren die Trennschärfen zu real erstellten Bilder gezogen wurde, ist aus meiner Sicht auch hier eine Klassifizierung wichtig. Was wäre wenn die Dinge hier unkontrolliert verfließen – für Kunst, Rechteinhaber und Medien/Nachrichten hätte das Ganze – auch wenn mit unterschiedlichen Konsequenzen – jeweils massive Auswirkungen. Es wird spannend bleiben, wohin sich das Ganze weiter entwickelt.
Pingback:KI basiertes Bild (AI generated) gewinnt den Sony-Photography Award — Bilder aus Strom - Photography