Da den meisten Menschen der Zutritt – bis zum Abzug der sowjetischen Truppen 1994 – nach Wünsdorf (vor den Toren Berlins) nicht gestattet war, ist der Ort auch als „verbotene Stadt“ oder “Lenin-Stadt” bekannt.
In einer fast 600 Hektar großen Militärstadt (auch als “verbotenen Stadt” bezeichnet) lebten an die 60-70.000 sowjetischen Soldaten und ihre Familien. Der Ort bot eigene Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Kino, Theater und Schwimmbäder und war von der Umgebung hermetisch abgeschottet und streng bewacht.











Es gab von Wünsdorf einen täglichen, direkt nach Moskau verkehrenden Zug. Und auch die Versorgung der streng abgeriegelten Stadt fand überwiegend per Bahn statt.
Im Mittelpunkt dieser riesigen Anlag befindet sich das Haus der Offiziere in einer zugewachsenen, riesigen parkähnlichen Anlage. Davor wacht wie in alten Zeiten eine große Leninstatue.
Unmittelbar daneben liegt die alte Infanterieschule, noch immer eindrucksvolle prächtige Theatersäle mit sowjetischem Wappen, eine alte Schwimmhalle aus der Kaiserzeit, ein Offizierskasino und die Villa des Oberkommandierenden der russischen Streitkräfte.












Ansonsten wurden die Gebäude gründlich nach dem Abzug der sowjetischen Truppen – fast besenrein – leergeräumt. An die 45.000 Kubikmeter Sperrmüll sowie unzählige Munitionsreste, Kampfmittel und Altmetall wurden dabei zusammengetragen. Dennoch finden sich noch genug russische Spuren auf alten Zeitungen und zahlreichen sozialistische Wandbildern und Elektro-Geräten.
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Zur weiteren Geschichte des Geländes
Kaiserzeit 1910–1918, Kasernenanlage, kaiserliche Turnschule, Infantrieschule mit Fernmelde- und Telefonamt. Gefangenenlager im 1.Weltkrieg. Im Zuge des Bündnisses mit dem Osmanischen Reiches Bau der ersten Mosche (1915) in Deutschland mit eigenem Iman (nach dem 1. Weltkrieg durch die muslimische Gemeinde Berlins genutzt).
Militärstandort 1918–1939: Ausbildungsgelände, Nutzung der Sporteinrichtungen zur Vorbereitung durch die deutsche Olympiamannschaft 1936., Heereskraftfahrschule
2. Weltkrieg 1939-1945: Hauptquatier (OKH der Wehrmacht) in zahlreichen unterirdischen Bunkeranlagen.
Sowjetisches Hauptquatier 1945-1994: Wjunsdorf (Вюнсдорф) wird Hauptstandort der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). Der Wünsdorfer Bahnhof wird neben Berlin-Tegel (französische Truppen), Berlin-Lichterfelde (US-Truppen) und Berlin-Charlottenurg (britische Truppen) einer der 4 Sonderbahnhöfe der Aliierten.
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Neben dem Haus der Offiziere gibt es unzählige weitere Gebäude (an die 700 Gebäude) auf dem riesigen Gelände. Die meisten stehen heute leer und ihre weitere Nutzung ist derzeit unklar.
Wünsdorf liegt ca 45 min südlich von Berlin in Brandenburg.
wenn das nicht soweit weg wäre würde ich mich morgen ins Auto setzen und dort hinfahren. Genial und ohne Worte !!!!
Mich wundert es nur dass man anscheinend hier so reinkommt oder ist das nicht so ?
Ein Bild fasziniert mich ganz besonders und zwar das mit dem Theater ! Wie bringt man das Licht in so einen perfekten Sterneeffekt bzw. Wer schaltet die Scheinwerfer überhaupt ein ?
Ein Lost Place allerfeinster Sahne !!!!
Hi Manni,
ja die Entfernung ist für uns so eine Sache aus dem Süden. Wir sind aber letztes Wochenende auch sehr gut durchgekommen.
Zugang: go2know.de (Berlin) sind die “Meister des Schlüssels” und bieten Touren an (und haben auch den Lichtschalter im Zugriff 😉 )
Sterneneffekt: Blende 18 (+ Stativ und Langzeitbelichtung) liefert Dir die sogenannten Blendensterne. Auch immer schön in der Nachtfotografie.
Und ja – Lost Place dort ist absolut lohnenswert und faszinierend! 🙂
vielen lieben Dank für Infos ! Ja die Entfernung !
Jetzt habe ich auch verstanden was den Zugang betrifft ! Es funktioniert also als Tour ! Dachte da kann einfach jeder rein denn dann würde das sicherlich nicht mehr so aussehen wie von dir gezeigt und das Rätsel war für mich die Beleuchtung. Wie geht sowas ?
Ich werde mir den auf jeden Fall im Hinterkopf behalten und man weiß ja nie !!!!
Also nochmals Danke für die ausführlichen Infos !
Diesen einmaligen Ort möchte ich auch allzu gerne einmal besuchen. Deine Bilder sind einfach nur toll und bestätigen meinen Wusch nach einem Besuch. Einfach toll. Viele Dank
Die Sterne, die Manni so toll findet, kann leider nicht jedes 0815 Objektiv. Dafür benötigt man schon etwas hochwertiges. Du hast es 🙂 Toll
Danke Dir 🙂 und ja ist wirklich ein spannender Ort mit so vielen Gebäuden, die teilweise verschlafen im Wald liegen. Mein Favorit war das Rosa-Luxemburg-Haus / altes Lazarett (hab ich mir für einen extra-Blogpost aufgehoben😉 ) mit ganz tollen Lack-Texturen. Und schön auch, dass der Vandalismus sich einigermassen in Grenzen hält, auch wenn in der Nacht vor unserem Besuch eine schöne, alte Tür aufgebrochen (zerstört) und in einem der Gebäude das Wasser aufgedreht wurde … manchmal schwer nachvollziehbar 😤
Das mit dem Blendenstern wusste ich gar nicht, dass dies objektivabhängig ist – das Objektiv ist mittlerweile mein “allround” LP-Objektiv 🙂
Hab auch ein Weitwinkel wo das ganz gut funktioniert
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