Das Setzen von Licht in der Studiofotografie ist nicht allzu schwer. Es gibt jedoch ein paar Grundprinzipien, die beachtet werden sollten, der Rest erfolgt dann intuitiv nach dem Prinzip “Licht & Schatten sehen”.
Die wichtigste Info zuerst: die Technik spielt eine untergeordnete Rolle. Erst einmal stellt es für das Grundprinzip des Lichtsetzens keine große Rolle dar, ob ihr mit Aufsteckblitzen (entfesselt), LED-Dauerlicht oder professionellen Studioblitzköpfen arbeitet.
Denn die Logik des Prinzips folgt immer dem gleichen Schema: Die Szene (Studio) ist dunkel (schwarz) bzw. On-Location halbdunkel (teilweise vorhandenes Licht). Im nächsten Schritt werden Lichtquellen/Licht (und damit indirekt auch Schatten) hinzugefügt. Durch das Setzen des Lichts im Studio entsteht das Bild, die Bild-und Lichtstimmung wird gestaltet.
7 wichtige Grund-Lichtarten in der Portraitfotografie (Studio, Location)

Key-Light – das Schlüssellicht im Bild
Wie der Name schon sagt ist das Key-Light der Schlüssel zum Bild und von daher das wichtigste Licht (primäre Bildquelle) bei der Bildgestaltung

Das Schlüssellicht ist meistens eines der hellen und weichen Lichter im Bild (Beauty-Fotografie). Bei einem Charakterportrait kann es aber auch hart und dominant mit viel Schattenwurf eingesetzt werden.

Wann wird das Key-Light eingesetzt?
Das Key-Light setzt die Grundstimmung, den eigentlichen Look und die Dramatik einer Szene. Die Frage heißt hier daher weniger “wann“, sondern eher “wie” setze ich das Key-Light.
Wichtig: Das Key-Light bestimmt Farben, Licht & Schatten und den Grundlook.
Wo sollte das Key-Light platziert sein?
Hierfür gibt es keine feste Vorgabe. Wiederum bestimmen Bildästhetik und gewünschte Bildwirkung (Dramaturgie) die Position des Key-Lights. Oft empfiehlt es sich aber , das Key-Light von links nach rechts auszurichten, denn so lesen wir Bücher und so “entschlüsseln” wir in der Regel auch Bilder bzw. lesen und erschließen sie uns.
Fill-Light – das Fülllicht
Die zweite Lichtquelle in der traditionellen 3-Punkt-Beleuchtungsanordnung ist das sogenannte Fill-Light (Fülllicht). Das Fülllicht wird typischerweise als Gegenpol zum Key-Light (Schlüssellicht) positioniert, um Schatten, die das Schlüssellicht erzeugt, buchstäblich “auszufüllen”. Je Stärke des “Füllens” wird damit der Beleuchtungsstil (Charakter oder Beauty) und die Stimmung der Aufnahme beeinflusst.

Warum und wann wird ein Fülllicht verwendet?
Der Kontrast und die Schlagschatten im Motivs sind zu stark und sollen verringert werden.
Wo wird das Fülllicht platziert und welcher Lichtformer wird verwendet?
Das Fülllicht ist oft eine große Lichtquelle, die hinter der Kamera platziert wird. Die Position ist dabei so flach wie möglich, da das gesamte Bild leicht aufgehellt und Schatten im Kontrast “aufgefüllt” werden.
Hair-Light – das Haarlicht für Haarsaum und Kanten
Um die Struktur und die Kantendetails der Haare zu verstärken und vom Hintergrund abzuheben wird das Haar-Licht (Hair-Light) eingesetzt. Je nach Hintergrund und Studiosituation (hell, dunkel) kann dies eher unterschwellig, subtil gesetzt werden oder poppig, stärker akzentuiert. Diese Entscheidung ist natürlich immer abhängig vom jeweiligen Fotostil und der gewünschten Bildwirkung.



Natürlich kann das Hair-Light auch als Stilmittel einzeln eingesetzt werden, um eine besondere Dramatik oder Lichtsituation zu erschaffen.
Warum und wann wird ein Hair-Light (Haarlicht) verwendet?
Um dem Haar ein Akzent und der Bildperspektive Tiefe zu verleihen.
Wo wird das Hair-Light (Haarlicht) platziert und welcher Lichtformer wird verwendet?
Das Haarlicht wird dabei meistens von hinten, oben, leicht schräg kommend gesetzt. Abhängig vom jeweiligen Bildwinkel wird es dann entsprechend angepasst. Als Lichtformer kommt oft ein kleiner Lichtvorsatz oder Spot zum Einsatz.
Kick-Light – der Kick aus einer Richtung
Der große Bruder des Hair-Lights ist das Kick-Light (oder Kicker-Light). Aus einer Richtung kommend (meistens seitlich, von hinten), beleuchtet es neben den Haaren auch einen Teil des Motivs. Wie im gezeigten Fall die Wangen. Es kann in Kombination mit den oben genannten Lichtsituationen oder aber auch einzeln eingesetzt werden. In der Regel wird es 1-2 Blenden unter dem Key-Light eingestellt, da es ja nur einen Akzent zum Hauptlicht beisteuert.

Warum und wann wird ein Kick-Light verwendet?
Um dem Motiv einen seitlichen Akzent und der Bildperspektive Tiefe zu verleihen
Wo wird das Kick-Lightplatziert und welcher Lichtformer wird verwendet?
Das Kick-Light wird, ähnlich wie das Haarlicht, aber stärker seitlich gesetzt. Als Lichtformer kommt oft ein kleiner Lichtreflektor zum Einsatz.
Strip-Light – das Allzweckwunder für Streiflicht
Eines meiner Lieblings-Lichtquellen im Studio sind Striplights (Streiflichter). Oft werden sie auch als Allzweckwaffe in der Portraitfotografie bezeichnet. Warum? Durch ihre Länge und Form ermöglichen Striplights, den Körper eines Motivs mit einem Licht von Kopf bis Fuß auszuleuchten.

Warum werden Strip-Lights eingesetzt?
Um ein Objekt länglich und gleichmäßig (als ergänzendes Konturlicht) auszuleuchten.
Wo werden Strip-Lights platziert?
Sie lassen sich gut seitlich (gerne auch symmetrisch, beidseitig) platzieren und sind von daher eine ideale Ergänzung zum Key-Light. Ich setze sie auch gerne als frontale Lichtquelle ein (s. Bild oben), um durch ihre Form ein besonderes Catch Light (s. unten) zu erzeugen.
Rim-Light – das Randlicht
Das Rim-Light (Rand- oder Rahmenlicht) findet seinen Einsatz, wenn die Kontur eines Objekts herausgearbeitet werden soll. Gerne wird es in der Portait-, Sport- & Athleten und Fashionfotografie verwendet, um Details und Konturen zu verstärken. In seiner Art ist es eng mit dem Hair-Light und Kicker-Light verwandt, die Grenzen sind oft fließend.

Wann wird das Rim-Light eingesetzt?
Um einem Objekt/Model eine Kontur zu verleihen, bzw. es vom Hintergrund zu lösen.
Wie wird das Rim-Light platziert?
Seine Platzierung findet meist hinter dem Model/Objekt auf gleicher Höhe statt. Beim Einsatz muß daher auf Streulicht bzw. Nichtsichtbarkeit (verdeckt durch Model) geachtet werden.
Catch-Light – der Lichtakzent der ins Auge springt
Das Catch-Light lässt sich am besten mit “Glanzlicht” übersetzen. Es ist das Licht, das im Auge eines Motivs reflektiert wird – der Schimmer, der von einer externen Lichtquelle bzw. durch den Lichtformer entsteht. Das Glanzlicht, das von der Augenoberfläche gespiegelt wird, wird oft auch als „Augenlicht“ bezeichnet.

Wann wird das Catch-Light eingesetzt?
Um den Motiv ein besonderes Augenmerk zu verleihen bzw. den Blick zu des Betrachters “einzufangen”.
Wie wird das Catch-Light platziert?
Die Ausrichtung ist nicht schwer – bedarf aber etwas Übung, um die Lichtquelle mittig in der Pupille einzufangen.
Tipp: Lieber einmal kurz im Kamera-Display checken, ob die Position (Licht, Model) passt.
Zusammenfassung – das richtige Licht setzen
Das Gute ist, die Varianten und Möglichkeiten, sich dem Thema Beleuchtung nähern sind nahezu unendlich. Von daher gibt es kein richtig und falsch. Vielmehr sollte man ausprobieren, ausprobieren und ausprobieren.
ABER, wenn man einmal das Grundprinzip des Lichts (Richtung, Ausbreitung, Stärke, Formbarkeit und Reflektion verstanden hat, wird vieles klarer und nachvollziehbarer.
Wie gesagt ist die Technik (und hier meine ich die “Hardware”) nicht der Schlüssel zum besseren Verständnis. Die oben genannten Lichtarten lassen sich im Prinzip auch mit klassischen Kerzen nachstellen.
Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass die verschiedene Lichtquellen einzeln und kombiniert genutzt werden können. Dann beginnt die kreative Freiheit und die Technik steht hinten an.
Viel Spaß beim Ausprobieren!