Lost Place Sanatorium Schwarzeck Blankenburg

Vor drei Jahren besuchten wir zum 03.Oktober das alte Sanatorium Schwarzeck, einem Lost Place im Thüringer Wald. Zu meiner Überraschung stießen wir an diesem Tag an eine Dichte der Geschichte, wie ich sie an diesem Ort nicht vermutet hatte: Vorkriegszeit, Nachkriegszeit und Nachwendezeit waren teilweise nur per Türweite voneinander getrennt.

Die jeweiligen Spuren dieser drei Phasen (Sanatorium, SED Parteischule, Hotel/Nachtclub/Spielhölle) waren in Form von Schriften, Dokumenten und Geräten wundersamerweise parallel nebeneinander sichtbar.

Es schien, als hätte sich niemand die Mühe gemacht die vorherige Zeit „wegzuräumen“.

Als Kureinrichtung lag das Sanatorium Schwarzeck inmitten der reizvollen Landschaft des Thüringer Waldes am Rande der kleinen Kurstadt Bad Blankenburg. Es bot den meist wohlhabenden Patienten eine ruhige und natürliche Umgebung, die sich ideal für die Erholung und Genesung eignete. Die saubere Luft, die malerische Landschaft und das darin eingebettete Sanatorium schafften eine entspannte, luxuriöse Atmosphäre, die auch heute noch – trotz des fortgeschrittenen Verfalls des Gebäudekomplexes – zu erahnen ist.

Zu den prominenten Gästen des Sanatoriums zählten u.a. der Expressionist Marc Chagall, der die dortige Treppe im Garten in einem seiner Bilder verewigte.

Die Anlage des Sanatoriums ist zu verschiedenen Bauphasen entstanden und wurde über die Jahrzehnte in verschiedensten Formen genutzt, was die unterschiedlichen Baustile und An- und Umbauten erklärt. Seit 2004 steht der Komplex leer.


Die wechselhafte Geschichte des Sanatoriums Schwarzeck

– Carl Hohenberg gründete 1893 eine Kur- und Wasserheilanstalt „Bad Schwarzeck“
– Ärzte Paul Wiedeburg (1872–1935) und Karl Schulze eröffnen„Kuranstalt“
– 1903 Firmierung als „Thüringer Waldsanatorium Schwarzeck“
– Bis 1909 Bau des fünfgeschossige Camburger Bau, des Hauptgebäudes, Saalgebäudes und Schweizerhauses.
– An- und Ausbauten Schaffung Kapazität für über 120 meist wohlhabenden Patienten bzw. Kurgäste
– Nach 1933 war es zahlreichen jüdischen Stammgästen nicht mehr möglich, zu kommen.
– Zunehmend wirtschaftliche Schwierigkeiten
– 1935 verstirbt Paul Wiedeburg.
– 1937 Verkauf durch seinen Sohn an Reichsfiskus (Schule Luftwaffe).
– Gegen Ende des Krieges Rehaklinik für verwundete und dienstuntaugliche Luftwaffenangehörige.
– 1946 und 1947 von der Sowjetischen Besatzungsmacht als Unterkunft für Umsiedler genutzt.
– Ab 1947 bis November 1989 SED Parteischule Rosa Luxemburg.
– Zwischen 1948 und 1989 verschiedene Parteischulen der SED,(über 25 000 Lehrgangsteilnehmern).
– Die Hotel Schwarzeck GmbH sollte den Betrieb als Hotel und Standort von Restaurants sichern.
– Die PDS verzichtete in einem Vergleichsvertrag vom 18. Juli 1995 auf die Immobilie.
– Konkurs Betreibergesellschaft
– Städtische Wohnungsbaugesellschaft Bad Blankenburg kaufte 1997 komplette Liegenschaft von der Treuhand.
– Von 2000 bis zum März 2003 Ausweichquartier der Sportschule.
– Die Klinikbetrieb Störtal GmbH erwarb das Objekt im Jahre 2003.
– Seit 2004 steht das Objekt leer und verfällt.


Aktuell kümmert sich ein lokaler Verein (Schwarzeckfreunde) um den minimalen Erhalt dieses Lost Places.
Die Sanierungskosten werden auf 20 Mio Euro geschätzt.

Hinweis: In den kommenden Tagen folgen 2 weitere Beiträge zu den Phasen SED-Parteischule und Nachtclub/Spielhölle

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